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Roggen

Allgemeine Informationen und Steckbrief:

Roggen Roggen oder Secale cereale beschreibt eine zu den Süßgräsern gehörende Getreideart, die in den gemäßigten Zonen gedeiht und neben dem Weizen als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel gilt. Die einjährige Pflanze erreicht Wuchshöhen von bis zu zwei Metern und bildet lange Wurzeln sowie vierkantige, zwischen fünf und zwanzig Zentimeter lange und begrannte Ähren aus. Diese hängen zwischen Mai und Ende Juli während der Blütezeit über und bestehen aus Ährchen mit je zwei Blüten. Aus diesen entwickeln sich die als Roggenkörner geernteten Früchte, die maximal neun Millimeter lang werden und einen bläulichen bis grünlichen Schimmer aufweisen. Da sie nicht fest mit den Spelzen verwachsen sind, können sie schon bei leichter Berührung oder Bewegung herausfallen. Dies ist vor allem bei alten Sorten problematisch, denn dadurch kann es zu erheblichen Ernteverlusten kommen.

Im Anbau wird zwischen dem frostbeständigen Winterroggen und dem empfindlicheren Sommerroggen unterschieden. Grundsätzlich zeichnen sich alle Roggenarten durch eine starke Anpassungsfähigkeit an raues Klima aus, benötigen jedoch zum Auskeimen ausreichend Wärme. In früheren Zeiten waren Roggenkörner oft mit dem hochgiftigen, länglichen und deutlich dunkleren Mutterkorn verunreinigt, denn dieser Pilz befällt als Schädling von allen Getreidearten besonders diese Pflanze.

Geschichte des Anbaus von Roggen:

Roggenfeld  
Der heute kultivierte Roggen stammt von einer Wildform ab, die ursprünglich in Anatolien beheimatet war. Die Wissenschaftler sind sich bis heute nicht einig darüber, wann dieser Wildroggen domestiziert wurde. Vermutungen legen jedoch nahe, dass es vor etwa dreitausend Jahren zu Kreuzungen dieses Unkrauts mit dem Weizen gekommen ist und sich der heute kultivierte Roggen daraus als sogenanntes Sekundärgetreide entwickelte. Lediglich einige wenige archäologische Funde belegen die Nutzung dieser Getreidepflanze in Nordsyrien während der Steinzeit. In Mitteleuropa wird Roggen seit dem siebten vorchristlichen Jahrhundert angebaut. Schon die Germanen und Kelten stellten aus Roggen Mischungen zum Brotbacken her. Später übernahmen auch die Slawen diese Tradition, weshalb Roggenbrot bis heute in Mittel- und Osteuropa sehr beliebt ist. Seit einigen Jahrzehnten wird intensiv an der Entwicklung neuer Sorten gearbeitet, die durch eine geringere Ausschüttung der stark allergenen Pollen gegen Schädlinge, darunter auch den Mutterkornpilz resistent sind. Heute gilt Deutschland als das führende Land der Roggenproduktion, dicht gefolgt von Russland, Polen, China und mehreren mittel- und südeuropäischen Staaten.

Verwendung von Roggen:

Roggenbrot Ein großer Anteil der weltweit produzierten Roggenmenge wird als Futtermittel für Nutzvieh, also als sogenannter Futterroggen verwendet. Für den Menschen spielt der Roggen lediglich in Mittel- und Osteuropa als Nahrungsmittel eine bedeutende Rolle. Das aus Roggen hergestellte Brot ist vor allem deshalb beliebt, da es im Vergleich zu anderen Brotsorten sehr langsam trocknet und dadurch deutlich länger haltbar und genießbar ist. Roggenbrot muss aus Sauerteig hergestellt werden, in dessen Produktionsprozess die schädliche Phytinsäure abgebaut wird. Diese bindet Nährstoffe im Darm und reduziert folglich deren Aufnahme. Daher gilt Roggensauerteigbrot als deutlich gesünder als herkömmliche Brotsorten. Da Roggen hohe Mengen an Gluten enthält, eignet er sich nicht für Menschen, die unter Zöliakie leiden. Roggen gilt jedoch als gesundes Korn, das einen hohen Anteil an Ballaststoffen und pflanzlichen Proteinen aufweist. Zudem enthalten aus Roggen hergestellte Vollkornprodukte einige Vitamine der B-Gruppe sowie die Mineralstoffe Phosphor, Magnesium, Kalium, Calcium und Natrium. Allerdings hängt der Nährstoffgehalt maßgeblich von den Bodenbedingungen und den im Anbau verwendeten Düngemitteln ab. Roggen kommt auch in der Herstellung von Spirituosen wie Korn, Whiskey oder Vodka sowie als Rohstoff in der Bauindustrie zum Einsatz.