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Hafer

Allgemeine Informationen und Steckbrief:

Hafer Hafer oder Avena beschreibt eine über zwanzig Arten umfassende Gattung innerhalb der Süßgräser, die in weiten Teilen des südlichen Europas sowie Nord- und Westafrika beheimatet sind. Nur eine Art innerhalb der Gattung, nämlich Avena sativa wird als Getreide für die Produktion von Lebensmitteln und Futtermitteln kultiviert und ist unter den Namen Saat-Hafer oder einfach Hafer geläufig. Die Gräser wachsen als einjährige Pflanzen und besitzen einen runden, innen hohlen Halm. Im Gegensatz zu anderen Getreidearten bildet Hafer keine Ähren, sondern Blütenrispen und ist daher mit dem Weizen auch nicht näher verwandt. Die Körner sind von Spelzen eingeschlossen, die nach der Ernte im Zuge industrieller Arbeitsprozesse entfernt werden müssen. Mittlerweile existieren jedoch auch Züchtungen von Haferarten ohne Spelzen. Avena sativa erreicht Wuchshöhen von maximal eineinhalb Metern und entwickelt etwa zwanzig bis dreißig Zentimeter lange, oft in sich verzweigte Blütenrispen, die sich beim Wachsen allmählich nach unten neigen. Die Bestäubung der Blüten erfolgt witterungsabhängig. Bei trockenem und warmem Klima findet sie über den Wind statt, bei Regen schließen sich die Blüten und werden durch Selbstbestäubung befruchtet.

Geschichte des Anbaus von Hafer:

Haferfeld Kultivierter Hafer blickt auf eine lange Geschichte des Anbaus zurück, die mehrere tausend Jahre zurückreicht. Ursprünglich stammt der wilde Hafer aus dem Schwarzmeergebiet und verbreitete sich von dort in Asien und in ganz Europa. Die ältesten Belege für eine gezielte Züchtung und Kultur von Avena sativa in der Bronzezeit stammen aus der Schweiz. In Mitteleuropa war er bis ins Mittelalter ein wichtiges Grundnahrungsmittel, das zu unterschiedlichen Speisen verarbeitet wurde. Als mit den Kolonialherren die Kartoffel aus Übersee nach Europa gelangte, wurde der Hafer immer bedeutungsloser, bis er schließlich ab dem 18. Jahrhundert nur mehr als Futtermittel für Nutzvieh eingesetzt wurde. Hinzu kam, dass er im Vergleich zu anderen Getreidearten nur wenig Ertrag liefert und daher von diesen allmählich verdrängt wurde. Heute wird der Hafer als Sommergetreide im Alpenvorland und im Mittelgebirge, in südlichen Regionen auch in Küstengebieten angebaut. Er bevorzugt ein gemäßigtes Klima und gedeiht am besten in niederschlagsreichen Saisonen. Hafer erlebt als Grundnahrungsmittel seit einigen Jahrzehnten wieder eine Renaissance, da er zunehmend von gesundheitsbewussten Menschen in eine vollwertige Ernährung integriert und als nährstoffreicher Ersatz für Weizenprodukte verwendet wird.

Verwendung von Hafer:

Das wohl bekannteste, aus dem Hafer hergestellte Produkt sind die Haferflocken, die als Großblattflocken und als Kleinblattflocken erhältlich sind. Größere Varianten werden gerne in Müslimischungen verzehrt oder in Milch, Wasser oder Fruchtsäften gekocht, um ein bekömmliches und gesundes Frühstück zuzubereiten. Kleinblattflocken hingegen werden zur Herstellung von Brot- und Backmischungen, knusprige Krusten für Ofengerichte sowie als Zutat für Fleischeintöpfe und andere pikante Gerichte verwendet. Für Brote und Kekse müssen sie allerdings mit Vollkornmehl vermischt werden, da Backwaren alleine aus Hafer äußerst trocken und dadurch kaum genießbar werden. Mark und Schmelzflocken aus Hafer werden ebenfalls zunehmend beliebter und finden als Instant-Produkte für die Zubereitung von Suppen, Saucen und Babynahrung Verwendung. Für Menschen, die unter Laktose-Intoleranz leiden oder sich vegan ernähren, bietet aus den Schmelzflocken gekochte Hafermilch eine sinnvolle Alternative.

Haferflocken  
Hafer zeichnet sich durch ein angenehm nussiges Aroma sowie einen hohen Gehalt an bioverfügbaren Nährstoffen und gesunden Fettsäuren aus, die bei regelmäßigem Verzehr von Haferbrei oder Müslis wesentlich zu einer Stärkung des Organismus beitragen können. Hafer ist reich an Kalzium, Zink und Eisen, wertvollen pflanzlichen Proteinen und Biotin. Ungesättigte Fettsäuren im Hafer wirken sich positiv auf die Blutgefäße aus und können bei regelmäßigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermutlich senken.