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Die Altsteinzeit ...
Die Altsteinzeit oder das Paläolithikum beschreibt die früheste Phase der Urgeschichte und Entwicklung des Menschen und setzte etwa 2,6 Millionen Jahre vor Christi Geburt ein. Wissenschaftler definieren den Beginn der Altsteinzeit, die gleichzeitig die erste Phase der Steinzeit markiert, anhand der Fähigkeit des Menschen, Steine als Werkzeuge für unterschiedliche Zwecke zu gebrauchen. In Europa wird die Altsteinzeit in drei Phasen, nämlich in jene des Altpaläolithikums, des Mittelpaläolithikums und des Jungpaläolithikums unterteilt. In Afrika, von wo aus die Menschen der Steinzeit allmählich auch in andere Regionen abwanderten, unterscheiden Wissenschaftler zwischen dem Early Stone Age und dem New Stone Age. Diese heute auf internationaler Ebene gebräuchlichen Begriffe, deren zeitliche Eingrenzungen sich von jenen der europäischen Unterteilung unterscheiden, wurden von dem englischen Anthropologen John Lubbock geprägt. Lubbock bezog sich dabei auf die Art der Bearbeitung von Steinen, die im Early Stone Age lediglich durch Schlagen, im New Stone Age auch durch Schleifen in die gewünschte Form gebracht wurden.
Die Entwicklung des Menschen in der Altsteinzeit:
Die Altsteinzeit beschreibt den längsten Abschnitt der Steinzeit und ist von der Entdeckung des Steines als Werkzeug und von jener des Feuers geprägt.
Der erste Vorfahre des Menschen, der Werkzeuge aus geschlagenen Steinen gezielt benutzte, war vermutlich Homo rudolfensis. Sein Name bezieht
sich auf den Rudolfsee, heute Lake Turkana in Ostafrika, in dessen Nähe Wissenschaftler Funde seiner Knochen tätigten. Er bewohnte Afrika bereits vor zweieinhalb Millionen Jahren,
wies affenähnliche Gesichtszüge, jedoch mit kürzeren Armen und langen Beinen bereits menschliche Körperproportionen auf und erreichte eine Körpergröße von maximal eineinhalb
Metern. Die Werkzeuge, die Homo rudolfensis benutzte, waren die sogenannten Chopper, die durch Abschlagen über eine Schnittkante verfügten und den Menschen ermöglichten,
Tierknochen zu schneiden, um das darin eingeschlossene Knochenmark freizulegen. Auch zum Schneiden von Fell der erlegten Tiere konnten die scharfkantigen Chopper gezielt
eingesetzt werden.
Als möglicher Vorfahre von Homo erectus trat auch Homo habilis, die zweite frühe Spezies der Gattung Homo im Afrika
des Altpaläolithikums vor etwa 2,3 Millionen Jahren auf und lebte lange zeitgleich mit Homo rudolfensis. Sein Name stammt aus dem Lateinischen
und kann mit "geschickter Mensch" übersetzt werden. Skelettfunde aus Tansania sprechen dafür, dass Homo habilis bereits über eine ausgeprägte Grifffähigkeit verfügte und daher
Steine zur Herstellung von Faustkeilen gezielt bearbeiten konnte. Mit dem Neandertaler trat um etwa 135 000 Jahren vor Christi Geburt der
vermutlich nächste Verwandte von Homo sapiens auf, der durch seine Fähigkeit, Feuer nicht nur zu nutzen, sondern auch selbst zu machen, auch an strengere
Wetterbedingungen angepasst war.
Auch das Erscheinen von Homo sapiens, der einzigen heute überlebenden Art der Hominiden (neben Schimpanse, Gorilla
und Orang-Utan), fällt in die Zeit des Paläolithikums. Das Gehirnvolumen von Homo sapiens ist im Vergleich zu den
frühen Spezies der Gattung Homo etwa dreimal so groß.
Ernährung des Menschen in der Altsteinzeit:
Da die Menschen des Altpaläolithikums als "primitive" nomadische Jäger und Sammler lebten, vermuteten Wissenschaftler lange, dass diese ein äußerst entbehrungsreiches Leben geführt haben mussten. Skelettfunde belegen jedoch, dass die frühen Menschen sich deutlich gesünder ernährten als die sesshaften Menschen der späten Steinzeit. Da sie sich unentwegt auf Wanderungen befanden, war ihr Nahrungsspektrum wesentlich breiter (Steinzeiternährung). Neben dem Sammeln von Beeren, Früchten, Pilzen, Hülsenfrüchten, wilden Getreidearten, Samen und Nüssen war die Jagd auf Großwild bedeutsam. Lange gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Männer vorrangig für Jagd, die Frauen hingegen für das Sammeln von pflanzlicher Nahrung verantwortlich waren. Heute vermutet man jedoch, dass sich oft auch Frauen an der Jagd beteiligten. Während die Jäger unter den Altsteinzeitmenschen exzellente Fährtenleser waren und über ein großes Wissen über das Verhalten ihrer Beutetiere verfügten, wussten die Sammler genau Bescheid, welche Pflanzen genießbar und welche giftig waren. Beide Aufgaben waren daher mit hochspezialisierten Fähigkeiten verbunden und in gleicher Weise für die Gruppe bedeutsam.
Unterkunft und Lebensweise:
Da die Menschen den ständig wandernden Tierherden folgten, lebten Sie in der Altsteinzeit ausschließlich nomadisch und hielten sich nur vorübergehend in beweglichen Behausungen
auf. Diese stellten sie meistens in Form von Zelten aus Tierfellen und Pflanzenmaterial her, um sich vor Angriffen, Kälte und Dunkelheit zu schützen. Während die frühen Hominiden
lediglich bestehendes Feuer gebrauchen konnten, erlangte der Neandertaler die Fähigkeit, dieses durch Aneinanderschlagen von Steinen und
Erzen selbst herzustellen (Feuerstein). Dadurch konnte er auch in nördlichere Regionen vordingen und sich dort gezielt vor der Kälte schützen.
Durch den Klimawandel, der zu einem Temperaturabfall von zehn bis fünfzehn Grad führte, bezogen die Menschen mehr und
mehr auch Höhlen und Grotten, wo sie sich in Sippen aufhielten. Von den Neandertalern ist bekannt, dass sie ihre Toten in eigenen Gräbern bestatteten, sich der Pflege von Kranken
und Verletzten innerhalb ihrer Sippe widmeten und wärmende Kleidung aus Tierfellen nähen konnten.
Um etwa 60 000 vor Christi Geburt begannen die Menschen, neben Stein auch Werkzeuge und Waffen aus Knochen herzustellen, um bessere Jagdtechniken zu entwickeln. Um
Mammuts zu erlegen, setzten sie im Mittelpaläolithikum bereits Holzlanzen sowie Pfeil und Bogen ein. Mit dem ständigen Aufenthalt in Höhlen und
Grotten begannen die Menschen zudem, ihre Erfahrungen in künstlerischer Form auszudrücken. Neben den täglichen Gebrauchsgegenständen wurden auch die Höhlenwände mit Natur- und
Jagdszenen bemalt. Die weltweit ältesten Malereien wurden in der El-Castillo-Höhle in Spanien und der Chauvet-Höhle in Südfrankreich gefunden und umfassen je mehrere hundert
Darstellungen von Tieren und unterschiedlichen Symbolen. Ob die Malereien aus religiösen Motiven angefertigt wurden oder lediglich der Behandlung alltäglicher Erfahrungen dienten,
ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Um sich in der Dunkelheit künstlerisch beschäftigen zu können, benutzten die Menschen als Lichtquellen mit Tierfett gefüllte Gefäße, die wie
Kerzen mit einem Docht versehen wurden. Aus dieser Zeit stammen auch Funde von Ketten, die aus Tierzähnen, bearbeitetem Elfenbein und Muscheln gefertigt wurden. Archäologen konnten
beweisen, dass der Cro-Magnon-Mensch im Jungpaläolithikum bereits musizierte, aus Vogelknochen und Elfenbein Musikinstrumente wie Flöten schnitzte und Masken anfertigte.
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