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Biografie und Lebenslauf von Wilhelm Conrad Röntgen

Steckbrief & Allgemeine Informationen

Wilhelm Conrad Röntgen Name: Wilhelm Conrad Röntgen
Geburt: 27. März 1845 in Lennep
Tod: 10. Februar 1923 in München
Erreichtes Lebensalter: 77 Jahre
Eltern: Friedrich Conrad Röntgen, Charlotta Contanza Frowein
Nationalität: Deutschland
Ausbildung: ETH Zürich, Universität Zürich
Beruf: Physiker
Fachbereich: Elektrodynamik
Bekannteste Entdeckung: Röntgenstrahlung
Familie: Anna Bertha Ludwig (verh. 1872–1919)
Auszeichnungen: Nobelpreis für Physik (1901)
Einflüsse: ?

Wilhelm Conrad Röntgen, dessen prägnanter Nachname bereits darauf hindeutet, für welche herausragende Leistung der visionäre Physiker bis heute bedeutsam ist. Der deutsche Wissenschaftler und erste Nobelpreisträger entdeckte eher zufällig die Röntgenstrahlung und revolutionierte damit die moderne Medizin und deren Diagnoseverfahren.

Kurzbiografie:

Kindheit und Ausbildung:
Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27. März 1845 als einziger Sohn eines vermögenden deutschen Stoffhändlers und seiner holländischen Frau im heutigen Remscheid (damals Lennep) geboren. Im Jahr 1848 übersiedelte die Familie nach Appeldorn in den Niederlanden. 1861 begann Wilhelm Conrad Röntgen seine Ausbildung an der tschechischen Schule in Utrecht, der er zwei Jahre später verwiesen wurde. Er musste die Schule nach einem Disziplinarverfahren verlassen, da ein Lehrer ihn fälschlicherweise für den Zeichner einer beleidigenden Karikatur hielt.
Im Anschluss verbrachte er zwei Jahre damit, als Gasthörer Vorlesungen an der Universität von Utrecht in unterschiedlichen Fächern, darunter Biologie, Physik und Mathematik zu besuchen. Obwohl er kein Abitur vorweisen konnte, wurde er im Jahr 1865 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zum ordentlichen Studium der Maschinenbaukunde zugelassen. An dieser Universität war der Schulabschluss nicht zwingend notwendig, da dort Aufnahmeprüfungen abgehalten wurden. An der ETH Zürich schloss er sein Maschinenbaustudium im Jahr 1868 als diplomierter Ingenieur ab. Direkt im Anschluss begann er an der Universität Zürich mit dem Aufbaustudium der Physik, das er im Juni 1869 mit dem Doktorgrad und einer Dissertation mit dem Titel "Studien über Gase" abschloss.

Akademische Laufbahn und wissenschaftliche Errungenschaften:
Sein Professor, der ihn während seines Doktoratsstudiums betreut hatte, war der berühmte Physiker August Kundt, der nur sechs Jahre älter war als Röntgen. Nach seiner akademischen Ausbildung nahm er eine Tätigkeit als dessen Assistent an, die in an die Universitäten von Straßburg und Würzburg führte. In der Zeit als Kundts Assistent veröffentlichte er eine erste Arbeit in den "Annalen der Physik und der Chemie". Ursprünglich hatte Röntgen vorgehabt, an der Maximilians-Universität Würzburg zu habilitieren, dies war ihm jedoch aufgrund seines mangelnden Abiturs nicht möglich. Deshalb habilitierte er im März 1874 in Straßburg. Kurz darauf nahm er eine Tätigkeit als außerordentlicher Professor der Physik in Hohenheim auf, wo er an der Landwirtschaftlichen Akademie zwei Jahre lang lehrte. Danach ging er zunächst wieder nach Straßburg und erhielt nur wenige Tage nach seiner Rückkehr das Angebot, eine Physikprofessur in Gießen zu übernehmen. Erst mit dieser Position wurde ihm erstmalig ein regelmäßiges Gehalt ausbezahlt. Die Angebote, in Jena oder Utrecht einen Lehrstuhl für Physik zu übernehmen, schlug Röntgen aus. Im Oktober 1888 wurde er jedoch als Ordinarius für Physik nach Würzburg berufen, an jene Universität, die ihm die Habilitation aufgrund seines fehlenden Schulabschlusses einst verweigert hatte. Sechs Jahre später wurde er dort zum Rektor der Universität gewählt.

In den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Professor hatte sich Röntgen ausschließlich mit dem Mineral Quarz und dessen Eigenschaften intensiv beschäftigt. Auch die Dichte verschiedener Flüssigkeiten wurde im Zuge seiner frühen akademischen Laufbahn zu einem seiner Spezialgebiete. Im November 1895 entdeckte er im Zuge von Experimenten, als er die Leitfähigkeit und Entladung von Elektrizität in gasförmiger Materie untersuchte, eine neue Strahlung. Warum er sich mit diesem Thema befasste, ist bis heute nicht bekannt. Als er elektrische Entladungen in einer mit schwarzem Karton umhüllten Gasröhre untersuchte, geriet zufällig seine Hand in das fluoreszierend aufleuchtende Licht und Röntgen konnte seine Fingerknochen erkennen. Er stellte somit im Zuge seiner Experimente fest, dass es möglich war, mit dieser Strahlung das Innere des Körpers sichtbar zu machen und gab seiner Entdeckung zunächst den Namen "X-Strahlen". Bereits zwei Wochen später bewies er deren Anwendbarkeit, als er das Handskelett seiner Frau Bertha über zwanzig Minuten lang durchleuchtete und erste Röntgenbilder anfertigte. Seine Entdeckungen fasste Röntgen in einer Abhandlung mit dem Titel "Eine neue Art von Strahlen" zusammen, die er in Würzburg am 28. Dezember desselben Jahres vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft präsentierte und anschließend veröffentlichte. In seiner Publikation wies Röntgen bereits darauf hin, dass die X-Strahlen im medizinischen Bereich Anwendung finden könnten.

Im Januar 1896 hielt Röntgen einen Vortrag über die X-Strahlen in Berlin für Kaiser Wilhelm II. Wenige Wochen später wurde das erste Röntgenbild in der Wiener Klinischen Wochenschrift abgedruckt und war bald darauf in vielen internationalen Publikationen zu sehen. Zahlreiche Wissenschaftler begannen sofort damit, die Arbeit an der Forschung der Röntgenstrahlen aufzunehmen und die Entwicklung der Röntgenologie weiter voranzutreiben.
Im Jahr 1900 übersiedelte Röntgen mit seiner Familie nach München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität die Leitung des Physikalischen Instituts zu übernehmen, wo er bis zu seiner Emeritierung im April 1920 blieb. Im Jahr nach seinem Ruf nach München wurde er für seine außergewöhnliche Entdeckung mit dem ersten Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Als seine Frau Bertha nach langer Krankheit im Jahr 1919 verstarb, begann der vereinsamte Röntgen zu kränkeln, bis bei ihm schließlich ein Darmkrebsleiden diagnostiziert wurde. Diesem erlag der Wissenschaftler am 10. Februar 1923 in München. Er wurde an der Seite seiner Eltern im Familiengrab in Gießen beigesetzt.

Privates:
Im Januar 1872 heiratete Wilhelm Conrad Röntgen die Wirtstochter Anna Bertha Ludwig. Die Ehe blieb kinderlos, das Paar adoptierte jedoch Josephina Bertha Ludwig, die Nichte Anna Berthas, die seit ihrem sechsten Lebensjahr im Haus der Röntgens wohnte und von dem Ehepaar betreut wurde. Die Familie lebte in Würzburg in einer geräumigen Dienstwohnung im oberen Stockwerk des Physikalischen Instituts.
Nicht nur seine Frau, sondern auch seine Freunde und Kollegen beschrieben Wilhelm Conrad Röntgen als wortkargen, bisweilen auch schwierigen und abweisenden Menschen, dem es schwerfiel, sich anderen Personen gegenüber zu öffnen. Insbesondere in Phasen, in denen er wissenschaftliche Fragestellungen zu lösen versuchte, soll Röntgen kaum ansprechbar gewesen sein. Allerdings war der Wissenschaftler ein äußerst bescheidener Mensch, dem es weder um Ruhm noch um Reichtum ging. Nach dem Tod seines Vaters war Röntgen ohnehin Millionär geworden, weshalb er Preisgelder wiederholt öffentlichen Forschungseinrichtungen stiftete und aus seinen Entdeckungen keinen finanziellen Nutzen ziehen wollte. Er weigerte sich, Patente anzumelden, da er seine Erfindungen als Allgemeingut betrachtete. Auch lehnte er es ab, dass seine von ihm X-Strahlen genannte Entdeckung als Röntgenstrahlen bezeichnet werden sollte, wie seine Kollegen es wiederholt vorschlugen. Seine spärliche Freizeit verbrachte er hauptsächlich in seiner Villa in Oberbayern, von der aus er mit Freunden ausgedehnte Wanderungen und Jagdausflüge in die Alpen unternahm.

Obwohl im Laufe des späten 19. Jahrhunderts unzählige bahnbrechende Erfindungen die Wissenschaft und deren Anwendbarkeit revolutionierten, verbreitete sich keine Entdeckung auf internationaler Ebene so schnell wie die Röntgenstrahlung. Sie brachte nicht nur völlig neue Möglichkeiten auf dem Gebiet der Medizin, sondern ebnete auch den Weg zu neuen wissenschaftlichen Errungenschaften wie etwa der Entdeckung der Radioaktivität durch das Ehepaar Curie und Henri Becquerel. Die Nebenwirkungen der Röntgenstrahlung blieben noch viele Jahre nach ihrer bahnbrechenden Entdeckung weitgehend unbekannt, was vielen Wissenschaftlern der nachfolgenden Generationen, die intensiv damit forschten und diese anwendeten, das Leben kostete. Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Röntgenstrahlung und die damit verbundenen Diagnoseverfahren jedoch ständig weiterentwickelt und werden heute in unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft angewendet.

Lebenslauf:

1845: Wilhelm Conrad Röntgen wird am 27. März 1845 in Lennep geboren.
1861 - 1863: Besuch der Technischen Hochschule Utrecht.
1863 - 1865: Gasthörer an der Universität Utrecht.
1865 - 1868: Studium der Maschinenbaukunde an der ETH Zürich.
1868 - 1869: Studium der Physik an der Universität Zürich.
1869: Dissertation zum Thema "Studien über Gase".
1872 - 1919: Ehe mit Anna Bertha Ludwig.
1874: Habilitation an der Universität Straßburg.
1887: Das Ehepaar Röntgen adoptiert eine Tochter.
1895: Zufällige Entdeckung der "X-Strahlen".
1896: "Eine neue Art von Strahlen" wird veröffentlicht.
1900 - 1920: Professor an der Universität München.
1901: Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der Röntgenstrahlung.
1923: Wilhelm Conrad Röntgen stirbt am 10. Februar 1923 in München.

Empfehlenswerte Literatur zu Wilhelm Conrad Röntgen: