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Biografie und Lebenslauf von Otto Hahn

Steckbrief & Allgemeine Informationen

Otto Hahn Name: Otto Hahn
Geburt: 8. März 1879 in Frankfurt am Main
Tod: 28. Juli 1968 in Göttingen
Erreichtes Lebensalter: 89 Jahre
Eltern: Heinrich Hahn, Charlotte Hahn (geb. Giese)
Nationalität: Deutschland
Ausbildung: Universität Marburg
Beruf: Chemiker
Fachbereich: Radiochemie
Bekannteste Entdeckung: Nachweis der Kernspaltung bei Uran
Familie: Edith Junghans (verh. 1913–1968); ein Kind
Auszeichnungen: Nobelpreis für Chemie (1944)
Einflüsse: Lise Meitner

Otto Hahn gilt als einer der bedeutendsten deutschen Chemiker und wurde im Jahr 1944 für seine Entdeckung der Kernspaltung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Seine wissenschaftlichen Errungenschaften gingen aus der Zusammenarbeit mit der Physikerin Lise Meitner hervor, die mehrere Jahrzehnte dauerte und durch die Machtübernahme der Nazis unterbrochen wurde.

Kurzbiografie:

Kindheit und Ausbildung:
Otto Emil Hahn wurde am 8. März 1879 als Sohn eines Unternehmers und Glasers in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Heinrich Hahn konnte durch seine berufliche Strebsamkeit und einige sinnvolle Investitionen ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen, das zu finanziellem Wohlstand der Familie führte. Seine Mutter Charlotte legte großen Wert auf eine gute Allgemeinbildung ihrer Kinder und soll intellektuell geprägt gewesen sein. Während der Schulausbildung, die Otto Hahn ab dem Jahr 1885 an der Oberrealschule absolvierte und 1897 mit dem Abitur abschloss, soll er keine ausgeprägten Interessen für Physik und Chemie gezeigt haben, da er den Unterricht als trocken und langweilig empfand. Als Jugendlicher begann er jedoch, in der Waschküche des elterlichen Hauses erste Experimente durchzuführen, um die Eigenschaften von Wasserstoff sowie von Phosphor, Kaliumchlorat und Natrium zu erforschen. Einige dieser Experimente, die Otto Hahn später als "Spielereien" bezeichnete, waren mit einem hohen Gefahrenpotential verbunden.
Nach dem Abitur nahm Otto Hahn das Studium in Marburg auf. Gegen den Wunsch seines Vaters, der sich für eine Ausbildung seines Sohnes zum Architekten einsetzte, studierte Otto Hahn in Marburg im Hauptfach Chemie, unter anderem bei Theodor Zincke. In den Nebenfächern studierte er Physik, Mathematik, Philosophie und Mineralogie. Nach zwei Semestern in München promovierte Otto Hahn an der Universität Marburg mit seiner Dissertation "Bromderivate des Isoeugenols" zum Doktor phil. Daraufhin absolvierte er in Frankfurt seinen Militärdienst.

Akademische Karriere und wissenschaftliche Errungenschaften:
Im Anschluss kehrte Otto Hahn zurück nach Marburg, wo er eine Assistentenstelle bei seinem Professor Theodor Zincke annahm. Diese Tätigkeit führte er zwei Jahre lang aus, bevor er im Jahr 1904 auf Anraten Zinckes nach London ging, um am University College seine Englischkenntnisse zu verbessern und im wissenschaftlichen Team von Sir William Ramsay zu arbeiten. Dieser war zu diesem Zeitpunkt bereits Nobelpreisträger und hatte sich durch seine Entdeckung mehrerer Edelgase, darunter Xenon, Helium, Neon und Argon einen hervorragenden internationalen Ruf als bedeutender Chemiker erarbeitet. Während seiner Zeit in London begann Otto Hahn auf Wunsch Ramsays, sich auf die Forschung innerhalb der Radiochemie zu konzentrieren. Im Zuge seiner akademischen Ausbildung in Deutschland hatte sich der junge Chemiker kaum mit diesem Gebiet auseinandergesetzt und war zunächst etwas überfordert. Bald fand er sich in Ramsays Laboratorium jedoch gut zurecht und nahm seine Forschungsarbeit an den neuen Element Radium auf, das erst wenige Jahre zuvor von dem Ehepaar Curie entdeckt und beschrieben worden war. Während er die Aufgaben zur Isolierung von Radium erfüllte, entdeckte Otto Hahn seinerseits ein vermeintlich neues Element, nämlich das radioaktive Radiothorum. Dieses stellte sich jedoch einige Jahre später lediglich als Isotop von Thorium heraus. Sein Lehrer und Mentor Ramsay war von Otto Hahns Entdeckung begeistert und führte den jungen Wissenschaftler in die Kreise der London Society ein. Dort wurde er eingeladen, einen vielbeachteten Vortrag über seine Arbeit zu halten und seine Erkenntnisse in einer wissenschaftlichen Abhandlung zu publizieren.
Aufgrund seiner wissenschaftlichen Erfolge erhielt Otto Hahn im Jahr darauf die Möglichkeit, nach Montreal zu gehen und dort an der renommierten McGill University mit dem später ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Experimentalchemiker Ernest Rutherford weiter zu forschen. Auch unter Rutherfords Anleitung gelang es Otto Hahn, einige Isotope zu isolieren, die zu jener Zeit als neue Elemente galten. Im Jahr 1906 übersiedelte er nach Berlin und fand in Emil Fischer abermals einen bedeutenden Lehrer, der als einer der ersten Nobelpreisträger für Chemie die sogenannte Fischer-Projektion, eine Methode zur Festlegung von molekularen Strukturen entwickelt hatte. Auch bei Fischer, dessen Labor als eines der bestausgestatteten der Welt galt, isolierte Otto Hahn einige Isotope, unter anderem auch Mesothorium, das später in der Bestrahlung von Krebstumoren eingesetzt wurde.

Ursprünglich hatte Otto Hahn geplant, in Berlin mit seinen Forschungen über Radium zu habilitieren, was jedoch bei der leitenden Elite des Chemischen Instituts auf wenig Interesse stieß. Daher verlegte er seine Arbeiten immer mehr auf das Physikalische Institut der Universität und lernte dort die junge Lise Meitner kennen, die 1907 promoviert hatte und später als Assistentin für Max Planck tätig war. Zwischen den beiden jungen Wissenschaftlern entwickelte sich eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, die zur Entdeckung der Kernspaltung führte. Im Jahr 1910 gelang es den beiden, ein Verfahren zur Bestimmung von radioaktiven Strahlen zu entwickeln, das später in der Atomforschung unzählige Möglichkeiten eröffnete. Einige Monate später übernahm Otto Hahn in Berlin den Lehrstuhl für Chemie, im Jahr 1912 wurde er zum Mitarbeiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts ernannt.
Im Jahr 1917 gelang Otto Hahn und Lise Meitner die Entdeckung und Bestimmung des Elements 91 Protactinium, das die Zerfallserscheinungen radioaktiver Elemente wie Uran erklärte. Ihre Erkenntnisse publizierten die beiden Wissenschaftler im darauffolgenden Jahr. Die gemeinsame Arbeit wurde durch die Machtübernahme der Nazis unterbrochen, da Lise Meitner als Jüdin ein Arbeitsverbot erhielt und Deutschland verlassen musste. Mit der Hilfe von Otto Hahn und anderen befreundeten Wissenschaftlern gelang Lise Meitner die Flucht und die Reise nach Stockholm. Mit Fritz Strassmann, seinem jungen Assistenten setzte Otto Hahn die Forschungen fort und beobachtete im Zuge eines Experiments die Spaltung des Urankerns. Er schrieb sofort an Lise Meitner in Stockholm und teilte ihr dieses Ereignis mit. Diese ermunterte ihn dazu, weitere Experimente durchzuführen, um die Kernspaltung beschreiben zu können. Für die gemeinsame Entdeckung der Kernspaltung, die die Grundvoraussetzung für die Nutzung von Kernenergie darstellte, wurde Otto Hahn im Jahr 1944 alleine mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Kriegsbedingt wurde ihm dieser erst im Jahr 1945 verliehen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft ernannt, eine Tätigkeit, die er bis zum Jahr 1960 ausführte. Bis zu seinem Tod am 28. Juli 1968 in Göttingen setzte sich Otto Hahn für eine friedliche Nutzung der Kernenergie ein und sprach sich wiederholt gegen die Entwicklung und den Einsatz von Atomwaffen aus.

Privates:
Otto Hahn heiratete im Jahr 1913 die Kunststudentin Edith Junghans, die ihm ein Jahre später den einzigen Sohn Hanno gebar. Dieser wurde ein erfolgreicher Kunsthistoriker und verunglückte im Jahr 1960 mit seiner Ehefrau tödlich. Mit Lise Meitner, mit der ihn immer nur eine professionelle Freundschaft verband, teilte Otto Hahn seine Leidenschaft für die Musik von Brahms, Tschaikowsky und Beethoven. Darüber hinaus begeisterte sich der Wissenschaftler auch für die Literatur und verkehrte mit vielen Schriftstellern, darunter Carl Zuckmayr und Eugen Roth.

Die Entdeckung der Kernspaltung, bei der ungeheure Mengen an Energie freigesetzt werden können, führte zur Entwicklung jener Atombomben, die im Jahr 1945 über 300 000 Menschen in Japan das Leben kosteten. Die Ereignisse erschütterten den Wissenschaftler zutiefst. Für den Rest seines Lebens fühlte sich Otto Hahn für die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verantwortlich und kämpfte bis zum seinem Tod aktiv gegen das Wettrüsten der Atommächte.

Lebenslauf:

1879: Otto Hahn wird am 8. März 1879 in Frankfurt am Main geboren.
1897: Abitur an Klinger-Oberrealschule in Frankfurt am Main.
1897 - 1901: Studium der Chemie und Mineralogie an der Universität Marburg und München.
1901: Promotion zum Thema "Bromderivate des Isoeugenols".
1901: Einjähriger Militärdienst.
1902 - 1904: Assistentenstelle bei Theodor Zincke in Marburg.
1904 - 1906: Aufenthalte in London und Montreal bei William Ramsay und Ernest Rutherford.
ab 1907: Zusammenarbeit mit Lise Meitner.
ab 1910: Lehrstuhl für Chemie an der Universität Berlin.
1910: Hahn entdeckt gemeinsam mit Lise Meitner die Rückstoßmethode.
1913 - 1968: Ehe mit Edith Junghans. Aus der Beziehung geht ein Sohn hervor.
1917: Entdeckung des chemischen Elements Protactinium.
1938: Entdeckung der Kernspaltung.
1944: Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Kernspaltung von Atomen.
1948 - 1960: Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.
1968: Otto Hahn stirbt am 28. Juli 1968 in Göttingen.

Empfehlenswerte Literatur zu Otto Hahn: