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Leicht, leichter, am leichtesten ...
Dass viele Insekten oder winzige Nagetiere wahre Leichtgewichte sind, ist hinlänglich bekannt. Betrachtet man die leichtesten Tiere der Erde
jedoch innerhalb der verschiedenen Klassen, ergeben sich einige Überraschungen. Auch einige Säugetiere, Vögel und
Fische sind nämlich so leicht, dass ihr Gewicht beim Halten in der Hand kaum spürbar ist.
Unter den Vögeln gilt der Kolibri als der leichteste Vertreter. Der kleinste Kolibri, der auch unter der
Bezeichnung Bienenelfe bekannt ist, erreicht bei einer Gesamtkörperlänge von gerade einmal sechs Zentimetern ein Gewicht von zwei Gramm. Damit ist die Bienenelfe
leichter als eine einzige Feder eines großen Laufvogels. Dieser winzige Kolibri ist auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet und vor allem in Kuba und auf einigen
karibischen Inseln anzutreffen. Trotz ihrer minimalen Körpergröße, die sie kleiner erscheinen lässt als so manches Insekt, fällt die Bienenelfe durch ihre
außergewöhnlichen Flugeigenschaften auf, die es ihr mit durchschnittlich achtzig Flügelschlägen pro Sekunde ermöglichen, in der Luft förmlich zu stehen und bei
Bedarf sogar rückwärts zu fliegen. Dabei erreicht sie wie die meisten Kolibri-Arten Fluggeschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern. Da das Herz der
winzigen Bienenelfe mehrere hundert Mal in der Minute schlägt, fällt sie während der Nachtruhe in einen Zustand der Starre, um den Stoffwechsel zu schonen und für
die energische Lebensweise während des Tages dringend benötigte Kalorien einzusparen.
Als ein wahrer Flugmeister entpuppt sich auch das leichteste Säugetier der Welt. Mit einer Körpergröße von knapp dreißig Zentimetern bringt
die Schweinsnasenfledermaus wie die Bienenelfe gerade einmal zwei Gramm auf die Waage. Diese in Thailand beheimatete Fledermausart
verdankt ihren Namen ihrer ähnlich einer Schweinsschnauze geformten Nase und den nach vorne gerichteten Nasenlöchern. Dieses nachtaktive Säugetier verlässt mit Einbruch der
Dämmerung seinen Schlafplatz in tiefen Höhlen und erbeutet seine Nahrung, die hauptsächlich aus Insekten besteht, während des Fluges. Die hervorragende Echoortung ermöglicht
der Schweinsnasenfledermaus, die Beutetiere in der Dunkelheit gezielt von den Blätter zu "pflücken". Nicht wesentlich schwerer ist die im mediterranen Raum und einigen Teilen
Asiens beheimatete Etruskerspitzmaus, die ebenfalls zu den leichtesten Vertretern der Säugetiere gezählt wird. Wie die Bienenelfe weist auch die Etruskerspitzmaus eine äußerst
hohe Stoffwechselrate auf, wobei sie sich im Gegensatz zum winzigen Kolibri nur selten ausruht, sondern sich einen überwiegenden Teil ihres Lebens in ständiger und extrem
schneller Bewegung befindet. Auch unter den Primaten befindet sich ein richtiges Leichtgewicht, das gerade einmal dreißig Gramm auf die Waage bringt. Das Verbreitungsgebiet
des seltenen Berthe-Mausmakis (siehe auch Koboldmaki) beschränkt sich auf einen einzigen Wald auf
Madagaskar mit einer Fläche von nur neunhundert Quadratkilometern. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von maximal neun Zentimetern passt der Berthe-Mausmaki in die Hand eines
erwachsenen Menschen. Die leichtesten Jungtiere bringt übrigens der in Südwestaustralien beheimatete Honigbeutler, ein seltener Vertreter der Beuteltiere
zur Welt. Diese werden mit einem Gewicht von nur fünf Milligramm geboren. Findet die Mutter genug Nahrung, bringen ihre Jungen im Alter von sechzig Tagen jedoch bereits
beachtliche zweieinhalb Gramm auf die Waage.
Mit nur einem Milligramm Körpergewicht gilt Schindleria brevipinguis als der leichteste Fisch der Welt. Im Englischen hat sich die Bezeichnung Stout
Infantfish durchgesetzt, im deutschen Sprachraum ist bis heute kein Name für diesen winzigen Vertreter innerhalb der Grundelartigen definiert. Über diese lediglich in einigen
Gebieten des Great Barrier Reefs beheimatete, nur wenige Millimeter lange Fischart ist wenig bekannt. Auffallend sind die pigmentlose Haut und die verhältnismäßig großen Augen des mysteriösen
Stout Infantfish.
Verglichen mit dem leichtestes Lebewesen der Erde ist diese Fischart jedoch ein richtiges Schwergewicht. Das Bakterium Nanoarchaeum equitans bringt nämlich gerade einmal
ein einziges Nanogramm auf die Waage. Es ist auch unter der geläufigen Bezeichnung Reitender Urzwerg bekannt und in der Tiefsee anzutreffen. Dort besiedelt es hydrothermale
Schlote und fühlt sich nur bei Extremtemperaturen von durchschnittlich hundert Grad Celsius wohl. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob sich der Reitende Urzwerg als Parasit
an anderen Bakterien ansiedelt oder mit diesen eine Symbiose eingeht.