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Rudiment und Atavismus

Rudimente

Bei vielen Organismen treten Merkmale auf, die nur unvollständig ausgeprägt sind oder keine Funktion mehr besitzen. Dieses Phänomen, welches in der Biologie unter dem Begriff Rudiment bekannt ist, kann Organe ebenso wie Verhalten betreffen und ist ein wesentlicher Beleg für die Evolutionstheorie. Durch die im Laufe der Evolution veränderten Lebensbedingungen wurden manche Organe (z.B. beim Menschen die Körperbehaarung) überflüssig und entwickelten sich zurück, da sie keinen Evolutionsvorteil mehr boten. Manche Organe erwiesen sich sogar als Nachteil, wie z.B. die Hinterläufe der Vorfahren des Wals (siehe Bild). Die frühen Vorfahren des Wals waren landlebende, auf vier Beinen laufende Säugetiere. Im Laufe der Evolution haben bestimmte Faktoren dazu geführt,das der Vorfahre des Wals seinen Lebensraum wieder ins Wasser verlagerte. Die Hinterläufe wurden damit überflüssig und entwickelten sich mit der Zeit zurück und sind heute als Rudiment im Skelett des Wals sichtbar:








Weitere Rudimente beim Menschen sind z.B.:
das Steißbein, an dem früher der typische Affenschwanz hing.
zurückgebildete Schwimmhäute an Händen und Füßen.
Wurmfortsatz des Blinddarms, der früher eine wichtige Verdauungsfunktion inne hatte (Nahrungsumstellung der menschlichen Vorfahren führte zur Rückbildung des Blinddarms)

Atavismen

Unter einem Atavismus versteht man nun das zufällige Auftreten eines anatomischen Merkmals, das im Laufe der Stammesgeschichte schon einmal vorhanden war, dann aber irgendwann im Laufe der Evolution phänotypisch verloren ging.

Atavismen deuten darauf hin, dass die Gene von früheren Merkmalen weiter im Genotyp vorhanden sind, jedoch durch bestimmte Gründe blockiert sein müssen. Das Wiederauftreten dieser Merkmale kann durch verschiedenste Faktoren ausgelößt werden. Mutationen, die bestimmte Gene einschalten/ausschalten oder die Genregulation beeinflussen können, kann ebenso Grund sein, wie auch Bastardisierung zweier verwandten Arten, wodurch blockierte Gene wieder aktiviert werden könnten.

Beispiele für Atavismen sind zum Beispiel:
Hypertrichose (Ganzkörperbehaarung; siehe Bild rechts)
Dritte Brustwarze (weist auf eine frühere Milchleiste hin)
überzähliger Huf am Griffelbein des Pferds

Zusammenfassung

  • Rudimente sind funktionslos gewordene oder verkümmerte Organe.
  • Atavismen sind zufällig wiederauftretene Merkmale, die in der Stammesgeschichte der jeweiligen Art schon verschwunden waren.

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